Nicolas Brodard

Nein, ich war noch nie in der Türkei. Habe aber durch die Arbeit an dieser Ausgabe fast das Gefühl, als hä ich eben Istanbul besucht. Der Freiburger Fotograf Nicolas Brodard hat für Universitas eine Tour durch Istanbul gemacht und wer seine Bilder wirken lässt, erlebt mit ihnen die Geräusche und Gerüche, die Hektik und das Verweilen, die Moderne und das Traditionelle. Unterstrichen wird dieser Eindruck zusätzlich durch die Idee hinter der Rundreise: Brodard hat ausschliesslich den öffentlichen Verkehr benutzt. So ging es von Mecidiyeköy, im Norden der Stadt, zum Metrobüs und damit über die Bosporus-Brücke nach Ünalan. Weiter mit der Metro nach Üskudar, von wo man, so heisst es, am Abend eine wundervolle Aussicht auf Istanbul hat. Im Vapur geht es, entschleunigt, von Kadıköy über das Meer von Marmara nach Eminönü, im Blick die Galatabrücke und die Sultan-Ahmed-Moschee, die sogenannt Blaue Moschee. Zu Fuss erreichen wir Kapalı Çarsı, den Grossen Basar im alten Stadeil Beyazıt und bewundern, nicht ganz alleine, die ehrwürdige Ayasofya, die Sophienkirche, das Wahrzeichen Istanbuls.
Natürlich beschränken wir uns in dieser der Türkei gewidmeten Ausgabe nicht auf Istanbul, sondern versuchen, dieses Land, im Spagat zwischen Europa und Asien, aus verschiedenen und hoffentlich auch überraschenden Blickwinkeln zu betrachten.

Den Auftakt haben wir einem Gast überlassen. Im Gespräch mit meiner Kollegin Farida Khali spricht der türkische Schriftsteller Nedim Gürsel über Identität und Meinungsfreiheit, den Ministerpräsidenten und die Frage des EU-Beitris und, et oui, über seine Liebe zu Istanbul. Ein türkisches Sprichwort sagt: «Berge kommen nicht zusammen, aber Menschen.» Auch in den Beiträgen dieser Ausgabe stehen die Menschen, der Dialog und das gegenseitige Verständnis im Zentrum. Sei es im Zusammenhang mit dem Zentrum Islam und Gesellschaft, zu welchem sowohl Rektor Guido Vergauwen im «fokus» schreibt, wie auch die Profs. Emre Öktem und Barbara Hallensleben in ihrem Artikel zum «Fall Halki» ; im Vergleich zwischen türkischem und schweizerischem Recht von Prof. Pascal Pichonnaz oder auch am Beispiel einer türkisch-schweizerischen Liebesgeschichte, die Prof. Gilbert Casasus erzählt: Letztlich geht es immer auch um das Überwinden von Klischees und Kontroversen.

CLAUDIA BRÜLHART
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